(ots) Wo immer Menschen aufeinander treffen, erzĂ€hlen sie sich Geschichten. Schon als Kinder zog uns nichts so sehr in den Bann wie eine spannende Geschichte. Auch als Erwachsene lernen, begreifen oder erinnern wir uns vor allem mithilfe von Geschichten. Gute Geschichten ĂŒberzeugen – deshalb haben auch PR, Unternehmenskommunikation und Marketing sie fĂŒr sich entdeckt. Doch wie funktioniert gutes Storytelling?
LĂ€ngst nicht jeder ErzĂ€hlstoff hat das Zeug zu einer guten Story. Gleichzeitig sind erzĂ€hlenswerte Stoffe ĂŒberall zu finden – oft direkt vor unserer Nase. Als eine der Ă€ltesten Kulturtechniken, bleibt das GeschichtenerzĂ€hlen auch im Jahr 2017 höchst relevant. DafĂŒr sorgen das Netz und die sozialen Medien. Wer gute Stories erzĂ€hlt, der hinterlĂ€sst einen bleibenden Eindruck. Digitale Vertriebswege eröffnen dafĂŒr ganz neue Möglichkeiten.
Die Geschichte der Geschichten
Von den Höhlenmalereien und der Bibel ĂŒber Hollywood-Blockbuster bis hin zu YouTube-Clips und 140-Zeichen-Tweets – seit es uns Menschen gibt, erzĂ€hlen wir Geschichten. Die Technologie fĂŒr das Wie hat sich im Laufe der Zeit deutlich verĂ€ndert. Das Was aber war schon immer da, und begleitet uns auch heute: Geschichten erschlieĂen uns die Welt und die Menschen, mit denen wir sie teilen. Sie lösen Emotionen aus und regen zum Nachdenken an. Kurz gesagt: Geschichten unterhalten uns, das ist zweifellos ein Grund fĂŒr ihren nachhaltigen Erfolg.
Doch Geschichten können mehr. Sie sind ein effektives Mittel zur Weitergabe von Informationen. Ob Fakten oder Erfahrungsberichte, historische Begebenheiten, Werte und Normen oder religiöse Ăberzeugungen – immer schon sind solche Inhalte vor allem durch Geschichten vermittelt worden. Das GeschichtenerzĂ€hlen ist das Ă€lteste und erfolgreichste Knowledge-Sharing-System, das wir kennen – so umschreibt es Petra Sammer, Chief Creative Officer bei Ketchum Pleon Germany, in ihrem Buch „Storytelling – Die Zukunft von Marketing und PR“.
Geschichten in der Hirnforschung.
Die Hirnforschung teilt diese Sichtweise. Aus neurologischer Sicht gibt es kaum eine effektivere Vermittlung von Wissen und Werten als durch Geschichten. Keine andere Kommunikationsform dringt so tief ins Bewusstsein vor. Geschichten regen im Gehirn mehr Bereiche an, als es fĂŒr das reine VerstĂ€ndnis von Wörtern nötig wĂ€re. Hirnforscher haben herausgefunden, dass allein die Beschreibung von GerĂŒchen oder Schmerzen ausreicht, um die Areale im Gehirn zu aktivieren, die auch tĂ€tig werden wenn wir solche SinneseindrĂŒcke real erleben.
Geschichten, so erlĂ€utert der Neurobiologe Gerald HĂŒther, können vom menschlichen Gehirn besonders gut erfasst und verarbeitet werden, weil sie eine Vielzahl von AnknĂŒpfungspunkten an bereits vorhandene GedĂ€chtnisinhalte enthalten. DarĂŒber hinaus setzt sich in unserer Erinnerung das ErzĂ€hlte so viel nachhaltiger fest. Was wir in Ă€hnlicher Form schon kennen, können wir nicht nur besser verstehen, sondern auch besser behalten. „Man kann Geschichten viel besser abspeichern und daraus dann die entscheidenden Aussagen ableiten, als das bei der Abspeicherung von Sachinformationen möglich ist“, so HĂŒther.
Anders als die reine Auflistung von Fakten lösen Geschichten Emotionen aus. Das erleichtert es uns, die damit einhergehenden Inhalte zu internalisieren.
Geschichte = Story = PR?
Menschen zu ĂŒberzeugen, ist eine Kernaufgabe der Kommunikationsbranche, deswegen weiĂ sie auch lĂ€ngst um die VorzĂŒge des GeschichtenerzĂ€hlens. Storytelling lautet deshalb seit einigen Jahren das Buzzword unter PR-, Marketing- und Kommunikationsprofis. Kein Wunder, erfĂŒllt eine gute Story doch einige der grundlegendsten Anforderungen an ihr Handwerk: Informationen werden nicht nur vereinfacht dargestellt, ansprechend verpackt und unterhaltsam vermittelt, der Rezipient nimmt das ErzĂ€hlte auch unkomplizierter auf und erinnert sich besser daran.
Dazu kommt: Wer Geschichten erzĂ€hlt, macht es seinen Zuhörern ein groĂes StĂŒck einfacher. Wir sind von klein auf an Geschichten gewöhnt. Wir wissen, wie sie funktionieren und wie wir ihnen zuhören mĂŒssen. Vor allem aber sind wir damit vertraut, uns von ihnen bewegen zu lassen. Heutzutage, wo nahezu ohne Pause mediale Botschaften auf uns einprasseln und um unsere Aufmerksamkeit buhlen, ist das ein groĂer Vorteil.
FĂŒr professionelle Kommunikatoren sind gute Stories deshalb ein ideales Mittel: Sie können Inhalte mit positiven oder negativen GefĂŒhlen besetzen und mit diesen dann vergleichsweise leicht in unser Bewusstsein vordringen, sie dort verankern und uns so im besten Falle von ihrem Thema ĂŒberzeugen.
Was macht eine gute Story aus?
Die wesentlichen Zutaten fĂŒr eine Geschichte sind eine starke Hauptfigur und ein fesselnder Spannungsbogen. Letzterer, so der Narrationsforscher Professor Dr. Michael MĂŒller, kommt vor allem durch Konflikte oder Herausforderungen zustande, die VerĂ€nderungen bewirken. „Es muss immer eine Transformation geben“, so der Professor fĂŒr Medienanalyse und Medienkonzeption und Leiter des Instituts fĂŒr Angewandte Narrationsforschung (IANA) an der Hochschule der Medien Stuttgart. „NatĂŒrlich muss sich mit dieser Transformation eine klare und zentrale Botschaft verknĂŒpfen.“
Damit diese Kernbotschaft ankommt und der gewĂŒnschte Effekt fĂŒr das Unternehmen eintritt braucht es eine gute Geschichte. BloĂe Beschreibungen des Produktes und seiner Funktionen reichen dafĂŒr nicht aus. Ebenso wenig fĂ€llt die NacherzĂ€hlung der Unternehmenshistorie in den Bereich Storytelling. MĂŒller zufolge gibt es eine weitere wichtige Voraussetzung: „Am stĂ€rksten in der Unternehmenskommunikation sind authentische Geschichten, also solche, die im Unternehmen vorgefunden werden.“ Gute Stories bilden die Wirklichkeit ab – nur so kommen sie an. Erfundenes und Konstruiertes entlarvt der Leser dagegen schnell. In der Folge leidet die GlaubwĂŒrdigkeit des ErzĂ€hlers.
Ein Trend im Storytelling ist daher, nicht die Unternehmen selbst zu Protagonisten ihrer Kampagnen zu machen, sondern deren Mitarbeiter. Die erforderlichen Spannungsbögen ergeben sich beispielsweise aus komplizierten Produktentwicklungen oder schwierigen MarkteinfĂŒhrungen. Das Unternehmen spielt zunĂ€chst nur eine Nebenrolle, entpuppt sich aber am Ende möglicherweise als entscheidender Faktor bei der Lösungsfindung und steht dadurch umso positiver da. Auch Kunden rĂŒcken zunehmend ins Zentrum von Geschichten. Die erzĂ€hlenden Unternehmen bleiben auch hier zunĂ€chst im Hintergrund, spielen dann aber eine tragende Rolle als unterstĂŒtzender Begleiter, die es dem Kunden ermöglichen, seine Ziele zu verwirklichen oder seine Probleme zu lösen.
Das Buzzword Storytelling ist zurzeit scheinbar allgegenwĂ€rtig – trotzdem erfordert nicht jede Situation eine Geschichte. Wer beispielsweise technische Informationen in eine Story verpackt, um sie einem Fachpublikum zu vermitteln, der lĂ€uft Gefahr, seine Rezipienten zu langweilen.
Digitales Storytelling
Auch in der vernetzten Gegenwart setzt das GeschichtenerzĂ€hlen seinen Siegeszug fort. Das vor allem dank der vielen digitalen Möglichkeiten: Jeder, der heute eine Geschichte rezipiert, wird dank „Like“- und „Share“-Buttons gleichzeitig zum potenziellen WeitererzĂ€hler.
WeitererzĂ€hlt und erzĂ€hlt wird in virtuellen Netzwerken: Wer sich in seiner Online-Community ĂŒber das Verbreiten guter Geschichten erfolgreich profiliert, der erntet als Belohnung Likes, Shares oder neue Follower. „Status Stories“ nennt Kommunikationsexpertin Petra Sammer deshalb diese ins Virtuelle ĂŒberfĂŒhrten Geschichten, und erklĂ€rt sie zu nichts weniger als zu einer neuen WĂ€hrung im Netz. FĂŒr Kommunikationsprofis heiĂt das: Wer gute Stories generiert, wird damit quasi zur Zentralbank. Und nicht nur das: In sozialen Netzwerken verfĂŒgt eine gute Story ĂŒber virales Potenzial – ist sie erfolgreich, so verbreitet sie sich rasend schnell und ohne weiteres Zutun des ursprĂŒnglichen ErzĂ€hlers weiter.
Ăber die klassisch auf einem einzigen Kanal erzĂ€hlte Geschichte hinaus finden Kommunikatoren online eine Vielzahl neuer Distributionsarten. So lassen sich Geschichten beispielsweise crossmedial ĂŒber unterschiedliche digitale KanĂ€le erzĂ€hlen. Hier können auch professionelle PR-Dienste weiterhelfen. Um die potenzielle Leserschaft zu erweitern, kann es hilfreich sein, ganze Geschichten oder Hinweise auf Stories in Presseportalen zu veröffentlichen. Angebote wie Presseportal.de (http://www.presseportal.de) werden in Google-Ergebnissen weit oben gelistet und gut gefunden. Auch nicht zu vergessen: Journalisten sind oft starke Multiplikatoren fĂŒr gute Geschichten. Sie verfĂŒgen oft ĂŒber Social-Media-KanĂ€le mit hoher Reichweite. FĂŒr die gezielte Ansprache von Redakteuren und Bloggern gibt es entsprechende Tools wie zum Beispiel die PR-Software zimpel.
Transmedial erzĂ€hlte Geschichten werden dagegen auf verschiedene KanĂ€le aufgespalten – der User setzt sie dann ĂŒber seine Social-Media-Profile wieder zusammen. Auch kollaborative ErzĂ€hlformen werden immer relevanter. Hierbei werden die ErzĂ€hler selbst zum Rezipienten, indem sie den online erzĂ€hlten Geschichten ihrer Kunden zuhören und diese dann in die eigene ErzĂ€hlung integrieren.
Es bleibt also festzuhalten: Wie wir uns Geschichten erzĂ€hlen, ist nach wie vor einem steten Wandel unterworfen. Die digitale Zukunft hĂ€lt fĂŒr das Storytelling eine Vielzahl ungeahnter Möglichkeiten bereit. Gleichzeitig vergröĂert sich der Fundus, aus dem sich schöpfen lĂ€sst, ins Unermessliche – es gibt so viele Geschichten, wie es Menschen gibt, und nie zuvor waren sie so vielen potenziellen Zuhörern zugĂ€nglich wie heute. Was dagegen bleibt, sind die Anforderungen an eine gute Story: Wer seine Zuhörer fesseln will, braucht starke Hauptfiguren und spannende Konflikte. Gute Geschichten wachsen nicht auf BĂ€umen – trotzdem begegnen sie uns ĂŒberall. Es mag ein wenig Mut erfordern, sie zu erzĂ€hlen – als Belohnung winkt die Aufmerksamkeit des Publikums. Oder, um es mit Professor Michael MĂŒller zu sagen: Trauen Sie Ihrer Geschichte!
Unser Whitepaper „Storytelling“ können Sie hier http://www.newsaktuell.de/storytelling kostenlos herunterladen.
Dieser Beitrag ist ein Original-Blogpost aus TREIBSTOFF: http://treibstoff.newsaktuell.de/storytelling-warum-menschen-geschichten-lieben/
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