Andrea el Gato: Self Publishing oder doch besser Verlag?

Ein Interview mit der Verlegerin Andrea el Gato

(presseportal.org) Der Boom zum „eigenen Buch“ ist ungebrochen. Doch bevor es soweit ist, dass man sein Buch endlich in den Händen hält, ist es ein langer Weg. Und: Jedem Autor stellt sich früher oder später die Frage: „Wie soll ich mein Buch veröffentlichen?“ Die Verlegerin Andrea el Gato, weiß, dass es dafür mehrere Möglichkeiten gibt. Doch: Vorsicht ist geboten. Nicht alle Dienstleistungen, rund um das gedruckte Buch, sind wirklich seriös.

Klaus Wenderoth: Frau el Gato: Steigen wir gleich in unser Thema ein. Self Publishing oder Verlag? Wann ist welcher Weg für wen empfehlenswert und warum?

Andrea el Gatao: Bei 80 000 veröffentlichten Titeln im Jahr, fällt Verlagen die Auswahl nicht immer leicht. Auf jeden Fall bewundere ich jeden, der über Wochen, Monate, einige sogar über Jahre, an seinem Werk gearbeitet hat.

Dennoch muss sich jeder Autor fragen, warum er sein Buch veröffentlichen möchte. Mittlerweile veröffentlicht jeder Promi Details aus seinem Leben und Herr oder Frau Jedermann möchte dies ebenfalls tun. Ob es Geschichten für die Enkel sind, Gedichte für den Geliebten, Fantastereien oder Biografien, die Genre sind sehr unterschiedlich.

Sie merken schon, hier grenzt sich auch das Warum ab. Viele Autoren schreiben, um sich in ihrer Familie und im Freundeskreis ein Denkmal zu schaffen. Diese Autoren sind bei Self Publishing Verlagen sehr gut aufgehoben.

Autoren jedoch, die wirklich etwas zu sagen haben, die das Schreiben als Berufung betrachten, die hart recherchieren, diese Autoren gehören in einen klassischen Verlag.

Klaus Wenderoth: Es heißt: Ein guter Verlag „investiert“ in seine Autoren (Autor in geschlechtsneutraler Bedeutung). Was ist darunter konkret zu verstehen?

Andrea el Gato: Ein Buch zu produzieren kostet. Vor allem Zeit. Bevor ich mich als Verlegerin entscheide, ein Buchprojekt unter Vertrag zu nehmen, lese ich mir zuerst das Exposé durch. Klingt das schlüssig, die Leseprobe ist nicht in zu schlechtem Deutsch, fordere ich das gesamte MS (Manuskript) an.

Habe ich mich entschlossen, das Buch zu veröffentlichen, steht das Korrektorat, danach das Lektorat an. Das bedeutet zwar für den Autor teilweise harte Arbeit, schließlich feilen wir solange an seinem Rohdiamanten, bis es zu einem funkelnden Juwel geworden ist. Aber die Autoren nehmen in der Regel dankbar die Anregungen an.

Ein Lektorat kostet im Schnitt etwa drei Monate Zeit. Danach muss das Buch gesetzt werden, mit der Grafikabteilung das Cover und der Buchtrailer entworfen werden. Wenn alles rund ist, geht das gute Stück in die Druckerei.

Summa summarum kann ich sagen, kostet die Herstellung eines Buches dem Verleger eine Menge Geld und Zeit, eine Investition, die der Verlag natürlich gern durch den Verkauf zurückholen möchte. Aus diesem Grund nehme ich nur Autoren unter Vertrag, von denen ich mir verspreche, dass sich das Buch gut verkauft.

Klaus Wenderoth: Für das Endergebnis „Buch“ gibt es auch Dienstleister, die dieses Ergebnis liefern können. Droht bei diesen im Einzelfall auch die Gefahr, als Buchautor einfach nur „geschröpft“ zu werden?

Andrea el Gato: Diese Gefahr ist absolut real und ich kenne einige Autoren, denen genau das bereits passiert ist. Natürlich ist es schön, wenn Herr oder Frau Autor eine Zusage auf handgeschöpften Büttenpapier mit hochtönendem Namen und Logo erhält. Wie leicht überliest sich dann das Kleingedruckte, wo es heißt, dass Lektorat, Satz, Cover oder aber nur ein kleiner Zuschuss in vierstelliger Höhe fällig seien.

Ich habe schon Bücher in den Händen gehalten, bei denen der Autor 500 – 1000 Euro für das Lektorat gezahlt hat, und nicht ein Satz grammatikalisch korrekt war. Diese Verlage haben durch die Zahlung des Autors die Druckkosten bereits drin, und sind nicht mehr daran interessiert, dass sich das Buch auch auf dem Markt verkauft.

Klaus Wenderoth: Wie geht ein seriöser Verlag, wie gehen Sie, mit einem ersten Manuskriptentwurf um? Oder anders formuliert: Veröffentlichen Sie ein Buch kritiklos oder gibt es eine „Qualitätssicherung“.

Andrea el Gato: Wie die einzelnen Schritte aussehen, habe ich Ihnen bereits geschildert. Kritiklos nein. Es sind die Feinheiten. Auf der Verlagswebsite stehen die Kriterien für die Einsendungen von Manuskripten. Schaut ein Autor hier schon mal nicht drauf, hat er verloren.

Das Genre muss zum Verlag passen. Im MS müssen Logik, Zeit, handelnde Figuren und Orte passen. Die Rechtschreibung muss nicht perfekt sein, aber sauber. Das sind für mich die ersten Auswahlpunkte. Der Rest ist dann oft Bauchgefühl. Ich selbst lese sehr viel, bewege mich in zahlreichen Foren der Buchbranche und bilde mir ein, ein Gespür entwickelt zu haben, für das, was gerade gern gelesen wird.

Liest sich das Manuskript spannend? Entwickeln sich Bilder vor meinen Augen? Haucht der Autor seinen Protagonisten tatsächlich Atem ein? Natürlich muss auch noch ein Plätzchen im Veröffentlichungsplan frei sein.

Klaus Wenderoth: Was kostet es, ein eigenes Buch zu veröffentlichen und woraus ergibt sich die Preisbildung?

Andrea el Gato: Was Self Publishing Verlage nehmen, kann ich Ihnen nicht beantworten. Unsere Autoren zahlen nichts, außer die in ihr Buchprojekt investierte Zeit.

Unsere Kalkulation hängt von der Auflagenhöhe ab, dem Druckpreis der Druckerei und Amazon.

Klaus Wenderoth: Das Produkt Buch. Heute ist es möglich, dieses gedruckt, elektronisch, als Hörbuch oder auch als Video auf den Markt zu bringen. Welche Formate und Vertriebsformen empfehlen Sie Ihren Autoren?

Andrea el Gato: Wahrscheinlich gehöre ich zu einer aussterbenden Rasse Leser, denn ich liebe das gedruckte Buch. Daher wird es dies auch immer in unserem Verlag geben. Parallel veröffentlichen wir jeden Titel als E-Book, was sich als sehr gute Entscheidung herausgestellt hat. Buchtrailer gehören bei uns zum Marketing dazu.

Bei einer Marktumfrage habe ich herausgefunden, dass Sachbücher und Kinderbücher gern als Hörbücher gekauft werden. Daher suchen wir zurzeit einen guten Anbieter für die Produktion von Hörbüchern für unsere Kinderbücher.

Der Buchvertrieb ist derzeit ein heikles Thema und wurde, genau wie auf der Leipziger Buchmesse, jetzt wieder heiß diskutiert. Normalerweise gibt es Verlagsreisende, die zweimal im Jahr in die Buchhandlungen gehen und dort die Titel der entsprechenden Verlage vorstellen. Im Laufe der Jahre fiel es den Reisenden immer schwerer Termine in Buchhandlungen zu bekommen, sodass letztendlich die Anzahl der Reisenden permanent gesunken ist.

Große Verlage können es sich leisten Verlagsreisende in Festanstellung zu beschäftigen. Aber der klassische Handelsvertreter, der auf Provisionsbasis Bücher verkauft, ist fast ausgestorben. Derzeit beklagt kurioserweise gerade der Buchhandel, dass keine Reisende mehr vorbeikommen. Zu gern würden sie auch Novitäten kleinerer Verlage in ihr Programm aufnehmen, aber sie wissen nicht wie.

Vertrieb und Marketing übernimmt der Verlag, wobei wir unsere Autoren stark mit in das Thema Lesungen einbinden.

Klaus Wenderoth: Können Sie anhand eines Beispiels einmal verdeutlichen, wie die Erträge für einen Autor ausfallen? Und: Lässt sich mit einem Buch noch Geld verdienen, von großen bekannten Autoren einmal abgesehen?

Andrea el Gato: Wir richten uns nach dem Mustervertrag von Verdi. Zwar kann ich keine Vorschusshonorare zahlen, aber ich denke, damit liegen wir ganz gut. Leben kann ein Autor mit Sicherheit nicht von seinen Tantiemen. Mit einer Musterrechnung möchte ich das verdeutlichen.

Sagen wir, der Nettoverkaufspreis liegt bei 11,91 Euro und der Autor erhält 10%, sind das pro verkauftes und bezahltes Buch 1,19 Euro. Wir rechnen alle drei Monate ab. Im Klartext würde das bedeuten, dass wir nur von diesem Titel 1000 Exemplare pro Monat verkaufen müssten, damit der Autor 1190 Euro an Tantieme erhalten könnte. Realistischer jedoch ist, dass wir für den Verkauf dieser 1000 Exemplare ein Jahr benötigen.

Klaus Wenderoth: Bitte nennen Sie mir an dieser Stelle doch 5 Fragen, die sich jeder Autor Ihrer Meinung nach selbst stellen sollte, bevor er sich entweder für einen Verlag oder aber für Self Publishing entscheidet.

Andrea el Gato: Die Wichtigste zuerst: Warum möchte ich mein Geschriebenes veröffentlichen?

Möchte ich meinem Ego Genüge tun oder hat das Buch auf dem heiß umkämpften Buchmarkt eine reale Chance?

  • Wer ist meine Zielgruppe?
  • Genügen meine Rechtschreibung und Grammatik den Anforderungen?
  • Klingt mein Konzept schlüssig?
  • Treffe ich mit meinem MS den Geschmack der heutigen Leser?

Zur Beantwortung dieser Frage, reicht ein Gang in den nächsten Buchladen.

Klaus Wenderoth: Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview Frau el Gato!

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